Das Unternehmen Neustark entfernt mit seiner Technologie CO₂ aus der Atmosphäre und speichert dieses in recyceltem Betongranulat. Weil dadurch zudem die Zementmenge im Frischbeton auf das gesetzlich vorgeschriebene Minimum gesenkt werden kann, schont dieses Vorgehen auch die Ressourcen - ohne Qualitätseinbusse, versteht sich.
Zunächst wird der Luft Kohlendioxid entzogen, wodurch die CO₂-Belastung der Atmosphäre sinkt. Das entfernte CO₂ wird anschliessend im Beton gespeichert: Rund 10 kg Kohlendioxid können pro Kubikmeter Beton gebunden werden.
Dies hat einen weiteren positiven Effekt: Durch das Bad im Kohlendioxid kann die Zementmenge im Frischbeton auf das gesetzlich vorgeschriebene Minimum gesenkt werden, ohne Qualitätseinbussen zu riskieren. Dies hat einen grossen Einfluss auf das ausgestossene Kohlendioxid, denn die Produktion des Zements verursacht einen erheblichen Teil der CO₂-Emissionen im Betonbau.
Das Konzept von Neustark basiert auf der Verwendung von Recyclingbeton – also auf Material, das bereits einmal verwendet wurde. Dadurch können die natürlichen Ressourcen Sand und Kies geschont werden.
Als Pionierin und Vorreiterin ihrer Branche hat Losinger Marazzi das Potential dieser Technologie früh erkannt und entwickelt mit Neustark bereits verschiedene Projekte. Ausserdem ist unser Projekt Tramdepot Burgernziel das schweizweit erste Wohnbauprojekt, bei dem das neuartige Material zur Anwendung kommt.
Valentin Gutknecht ist Co-Founder und CEO von Neustark. Vor der Gründung von Neustark war Gutknecht bei einem anderen ETH-Spin-off tätig, das sich auf die Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre spezialisierte.
Valentin Gutknecht, was hat Sie dazu bewegt, Neustark zu gründen?
Der Betonrückbau ist der weltweit grösste Abfallstrom und er steigt weiterhin stark an. In der Schweiz wird das Material heute bereits wiederverwendet. Dazu wird der Beton gebrochen und an Recyclingplätzen gesammelt. Mein Mitgründer Johannes Tiefenthaler und ich wussten, dass Beton sehr stark auf CO₂ reagiert. Und weil der Beton bereits in gebrochenen Zustand vorhanden ist, müssen wir im Gegensatz zu anderen Verfahren kaum Mehraufwand betreiben, um das Material anzureichern. Es herrschen also beste Voraussetzungen, um das CO₂ darin zu speichern. Diese optimale Ausgangslage konnten wir nicht ungenutzt lassen.
Was unterscheidet den Neustark-Beton vom herkömmlichen Recyclingbeton?
Der Unterschied liegt im verwendeten Kies. Unser Konzept funktioniert so: Wir lassen den gebrochenen Beton zunächst mit CO₂ reagieren. Das Ergebnis kann anschliessend als Kies-Ersatz im Recyclingbeton verwendet werden. Unser Beton steht dem herkömmlichen Recyclingbeton in keiner Weise nach – im Gegenteil: Die Qualität des Materials steigt mit unserer Behandlung tendenziell sogar.
Wir erreichen also eine mindestens gleich starke Druckfestigkeit. Dadurch ist unser Beton mit sämtlichen Normen kompatibel. Es können also die gleichen Bauteile gefertigt werden, wie mit Recyclingbeton und die Verarbeitung auf der Baustelle ist identisch.
Welches ist die grösste Herausforderung, die Sie als junges Unternehmen zu bewältigen haben?
Das schwierigste ist es zurzeit, die Balance zwischen dem kommerziellen, technischen und organisatorischen Bereich zu finden. Natürlich möchten wir das Unternehmen Neustark wachsen lassen und den Auftragseingang steigern. Ein grösseres Unternehmen bedeutet aber auch organisatorische Anpassungen und als Start-up muss auch die Produktionskapazität weiterentwickelt werden.