BIM-Management
Damien Chevarin-Domitner ist bei Losinger Marazzi für das BIM-Management verantwortlich.
Ein Erfahrungsbericht von der aufstrebenden Generation, die im digitalen Zeitalter aufgewachsen und mit komplexen Sachverhalten vertraut ist.
Ein junger Beruf, der noch in den Kinderschuhen steckt
„Das BIM ist ein recht junger, höchstens zehn Jahre alter Fachbereich, der noch dabei ist, seine Umrisse abzustecken. Daran arbeiten wir jeden Tag. Unsere Aufgabe? Sie besteht darin, tagtäglich die digitalen Informationen zu prüfen und weiterzugeben, die uns von den Projektbeteiligen übermittelt werden, um deren globale Konsistenz auf Projektebene sicherzustellen.“
Sich der Vielfalt anpassen
„Anders als in der Industrie, wo der Unternehmer sein System vorgibt, ist im Baugewerbe jeder Kunde unterschiedlich und entwickelt sich ständig weiter. Jedes Gebäude ist einzigartig und auch die Beteiligten wie z.B. Architekten und Fachplaner wechseln von Projekt zu Projekt. Wir bemühen uns daher, extrem flexibel zu sein und müssen uns unaufhörlich unterschiedlichen Anforderungen und Projektkonfigurationen anpassen: Beispielsweise der Vielfalt der eingesetzten Softwarelösungen. Wir müssen für die Interoperabilität der verschiedenen Software-Lösungen aller beteiligten Akteure sorgen – sozusagen wie ein Datendirigent.“
Das Vertrauen spielt eine Schlüsselrolle
„Das Wichtigste bei der Zusammenarbeit ist, dass man sich austauscht. Mit den Architekten des Neubaus Spital Limmattal arbeiten wir zum Beispiel am selben zentralen 3D-Modell, an derselben Datei. Gegenseitiges Vertrauen ist die Voraussetzung dafür, dass ein Architekt damit einverstanden ist, mir dies zu erlauben. Wir verpflichten uns, die Objekte im Modell nicht einfach so zu ändern oder zu löschen und der Architekt verpflichtet sich im Gegenzug die gemeinsamen Vorschriften zu berücksichtigen, damit die Informationen im Modell korrekt sind. Eine Charta der Zusammenarbeit bildet den formellen Rahmen unserer Kooperation.
Grundsätzlich erfordert die Umstellung von traditionellen Verfahren auf BIM-Methoden eine Umrüstung auf neue Software, die Weiterbildung von Beteiligten und den Wandel der kreativen Prozesse. Für ein Architektur- oder Ingenieurbüro stellt dies einen grossen Kostenaufwand dar und auch für den Kunden ist BIM noch nicht alltäglich. Aus diesem Grund begleiten wir unsere Partner bei ihrer Strategie und bieten ihnen im Tagesgeschäft Weiterbildung und Beratung an.“
Bauen wie in einem offenen Buch
„Am interessantesten ist beim BIM, dass wir mit unseren Kunden und den Architekten zunächst von einer Projektidee ausgehen. Und danach definieren wir gemeinsam den gewünschten Detaillierungsgrad – wobei technisch gesehen zwar alles machbar, aber nicht unbedingt notwendig oder sinnvoll ist. Schliesslich entwickeln wir eine Strategie und legen die eingesetzten Ressourcen fest. Das BIM ist dabei wie ein offenes Buch, in dem man jeden Tag eine neue Seite schreibt. Von Zeit zu Zeit wird ein Kapitel abgeschlossen und ein neues aufgeschlagen.“
openBIM oder littleBIM?
„In der Fachwelt spricht man von openBIM und Closed BIM. Einige Softwarehersteller bieten geschlossene Systeme an. Das openBIM dagegen lässt zahlreiche Lösungen unterschiedlichster Herkunft zu, es arbeitet sozusagen mit einem offenen Format des BIM, dem Datenformat IFC (Industry Foundation Classes). Unsere Aufgabe besteht darin, die Interoperabilität der beim openBIM genutzten Softwarelösungen zu gewährleisten, den Informationsfluss zu optimieren und dafür Sorge zu tragen, dass diese Informationen die Kompatibilitätsanforderungen all unserer mit dem BIM arbeitenden Projektbeteiligten erfüllen. Dies zwingt uns zu häufigen Software-Updates und Prüfungen unserer eigenen Koordinationssoftware. Wir befinden uns im ständigen Wandel.“
Eine lebenszyklusbegleitende Datenbank für jedes Gebäude
„Das Wort Ende gibt es in diesem Fach nicht. Der Kunde arbeitet weiter mit uns zusammen, beispielsweise an der Betriebsphase, um das Facility Management vorzubereiten. Nach der Übergabe des Gebäudes funktioniert die Datenverarbeitungssoftware weiter beim Betrieb, Unterhalt und Facility Management. Im Falle einer Restrukturierung oder bei einem Umbau des Gebäudes kann das BIM später als Ganzes wieder aktiviert werden.“
Eine Welt in Bewegung
„Im Grunde genommen ist das BIM wie eine Welt in Bewegung, ein neues Managementsystem, eine noch im Entstehungsprozess befindliche Disziplin. Tag für Tag tauchen neue Ideen auf, kommen neue Softwarelösungen, neue Anwendungen auf den Markt. Pausenlos beobachten wir die neusten Trends, um gute Lösungen ausfindig und die Komplexität der Projekte lesbarer sowie greifbarer zu machen."